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Schlussbericht zum Unfall eines Dienstzuges der BLS in Dürrenast (Thun)
Bern, 23.04.2007 - Am 17. Mai 2006 prallte ein ausser Kontrolle geratener Dienstzug der BLS in Dürrenast bei Thun auf eine stehende Wagengruppe. Bei dem Unglück kamen drei Menschen ums Leben. Die Unfalluntersuchung ergab, dass eine Bremsprobe nach einer Veränderung der Komposition des Dienstzuges in Frutigen nicht korrekt durchgeführt wurde. Es muss angenommen werden, dass dies das Unglück verursachte.
Die Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe (UUS) hat die Untersuchung des Vorfalls vom 17. Mai 2006 abgeschlossen und heute den Schlussbericht im Internet (www.uus.admin.ch) veröffentlicht. Der Zweck der Untersuchung der UUS ist die Verhütung von weiteren derartigen Unfällen und damit eine Verbesserung der Sicherheit bei den Transportunternehmungen. Für allfällige strafrechtliche Aspekte des Unfalls ist die kantonale Strafuntersuchungsbehörde zuständig.
Hergang des Unfalls:
Am Mittwoch, 17. Mai 2006, ca 03.00 Uhr verliess der Dienstzug 36263 den Bahnhof Frutigen, um Altschotter von der Baustelle Blausee in der Kiesanlage Hondrich Süd zu entladen. Zwischen Mülenen und Heustrich stellt der Lokführer fest, dass die Bremsen am Dienstzug nicht richtig funktionierten. Er verständigte in der Folge das Fernsteuer-Zentrum Spiez über die ungenügende Bremsleistung. Er verlangte vom Fernsteuer-Zentrum, möglichst lange auf einem graden Gleis ohne starke Ablenkung geführt zu werden. Nach Abwägung verschiedener Möglichkeiten hatten die Verantwortlichen im Fernsteuer-Zentrum keine andere Wahl, als den Dienstzug auf eine stehende Wagengruppe bei Dürrenast kurz vor dem Bahnhof Thun auffahren zu lassen. Die dort anwesenden Baudienstmitarbeiter konnten vorher gewarnt werden und sich in Sicherheit bringen. Durch den heftigen Aufprall auf die stehenden Wagen kamen die zwei sich auf dem Dienstzug befindenden BLS-Lokführer sowie der Mitarbeiter einer privaten Baufirma ums Leben.
Untersuchungsergebnisse:
Die Untersuchung durch die UUS führte zu folgenden Ergebnissen:
• Der Dienstzug, von Blausee kommend, musste wegen einer Bremsstörung in Frutigen einen Spezialwagen sowie den dazugehörenden Schutzwagen wegstellen.
• Beim verunfallten Zug waren die Bremshahnen fahrzeugseitig zwischen dem Triebfahrzeug und dem ersten Wagen geschlossen. Deswegen konnten die Luftdruckbremsen auf die angehängten Wagen nicht wirken.
• Ab einer bestimmten Geschwindigkeit war der Zug mit den Bremsmitteln des Triebfahrzeugs allein nicht mehr zu stoppen.
• Die Verantwortlichen im Fernsteuer-Zentrum haben ihren Möglichkeiten entsprechend den Zug auf die stehenden Wagen auflaufen lassen. Von den fünf geprüften Varianten war dies diejenige mit der kleinstmöglich zu erwartenden Schadenfolge.
Auf Grund dieser Tatsachen muss angenommen werden, dass nach dem Rangieren in Frutigen die vorgeschriebene Bremsprobe nicht korrekt durchgeführt worden ist. Wäre sie korrekt durchgeführt worden, so hätte bemerkt werden müssen, dass die Bremshahnen geschlossen und die Bremsen nicht funktionsfähig sind.
Adresse für Rückfragen
Ergänzende Informationen werden vom Leiter der Unfalluntersuchungsstelle, Walter Kobelt (079/456 66 52) oder von Joseph Zeder, nebenamtlicher Untersuchungsleiter (079/277 39 30) erteilt.
Herausgeber
Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST, Bereich Bahnen und Schiffehttp://www.sust.admin.ch